herstellung ...gewandungsbaustelle 2004 ...

[zurück]


Im Jahr 2004 fand ich irgendwie keine Gelegenheit Bilder von der kompletten Gewandung zu machen. So gab' es nur diese Baustellen-Seite mit einzelnen Bilder neuer Ausrüstungsgegenstände und kleiner Bauberichte.


Dreieckschild

Das erste wirklich große Bauprojekt für meine Gewandung war mein Dreieckschild. Dieser Schild wurde bereits letztes Jahr weitesgehend fertig gestellt. Der Erfolg beim Bau dieses Schildes war letztlich der Ansporn weitere Projekte anzupacken. Eine große Hilfe war mir das Buch "Der Mittelalterliche Reiterschild" von Jan Kohlmorgen, das im Karfunkel-Verlag erschienen ist.
Diese Schilde gehörten zur typischen Aussattung eines Ritters im Kampf und Turnier. Sie trugen als Erkennungszeichen das Wappen des Ritters. Die Schildform hat sich bis Heute für die Wappendarstellung erhalten.

Der Schild besteht aus gewölbten Holz das zur Stabilisierung hinten mit Leinen verleimt und vorne mit Rohhaut bespannt wurde. Darauf kommt dann mit Knochenleim angesetzter Kreidegrund als Basis für die Bemalung mit Kasein-Farbe. Zu dem Zeitpunkt des Bildes fehlte noch die Firnis (der Schutzlack). Der Schild hat in der Zwischenzeit eine Damarharz-Firnis bekommen.
Dieser Schild wurde übrigens nach historischen Vorbild aufgebaut, allerdings sind die Verwendeten Materialien nicht immer authentisch. In fernerer Zukunft ist geplant noch einen wirklich authentisches Schild zu bauen.
Hier die Rückseite des Schildes. Die Riemen sind mit geschmiedeten Vierkantnägeln befestigt die von vorne durch den Schild getrieben wurden. Die quatratischen Unterlegscheiben aus Eisenblech und die umgeschlagenen Enden der Nägel sind mit kleinen Lederlaschen verkleidet um das Verletzungsrisiko zu verringern. Das Armpolster ist aus Ziegenleder und mit mehreren Lagen dicken Wollstoff unterfüttert.



Faustschild

Mein Faustschild bzw Buckler ist zusammen mit dem Dreieckschild entstanden. Um genau zu sein habe ich die Erfahrungen mit den Arbeitschritten beim Dreieckschild gleich für den Bau des Bucklers genutzt.
Diese kleinen Schilde wurden im Mittelalter eher zur zivilen Kleidung mit einer Schlaufe am Schwertgriff hängend getragen. Genutzt für höfische Zweikämpfe und zur Selbstverteidigung.

Auch dieser Schild ist aus Holz, allerdings diesmal mit einem Schildbuckel aus Metal, der die Hand schützt. Die Rückseite ist wieder mit Leinen verleimt und die Vorderseite mit Rohhaut bespannt.
Rockhaut ist im trockenen Zustand ein extrem zähes und hartes Material das ideal zum Schildbau geeignet ist.
Auf der Rückseite ist die mit Leder umwickelte Griffstange und die Befestigung des Schildbuckels mit umgeschlagenen Vierkandnägeln zu erkennen. Auf dem Bild fehlt noch die Lederschlaufe zum Einhängen am Schwert.



Bau einer Schwertscheide

Für das im Sommer letzten Jahres bei einem Waffenschmied erworbene Schwert (Schaukampfausführung) benötige ich natürlich auch eine Schwertscheide. Die meistens dazu angebotenen Lederscheiden sind historisch nicht korreckt und so habe ich mich an den Bau einer möglichst authentischen Schwertscheide gemacht. Hier nun Bilder von den bisherigen Bauabschnitten.

Aus zwei Buchenholz-Bretter wurden mit Hilfe von Stemm- und Bildhauereisen die Form des Schwertes herrausgearbeitet.
Als Innenfutter wurde ein kurzgeschorenes Ziegenfell in die Aussparungen geleimt. Verwendet wurde dazu Knochenleim der zum Gebrauch mit Wasser angesetzt und auf etwa 60 Grad erhitzt wird.
Die beiden Hälften wurden mit Knochenleim verleimt. Nach etwa 20 Stunden Trockenzeit wurde die Grundform der Scheide ausgesägt.
Der fertige Holzkern der Scheide nachdem die Rohform mit Raspel und Schleifpapier in Form gebracht und abgerundet wurde.
Der Holzgern wurde zur Stabilisierung nun mit einer Lage Leinen umleimt. Die überstehenden Enden vom Ziegenfell wurden zugeschnitten und nach Außen umgelegt angeleimt. Im Anschluß folgt ein Anstrich mit Damarharzfirnis um den Leim vor Feuchtigkeit zu schützen.

Die Scheide wurde nun mit Kalbsleder umnäht das vorher über Nacht in Wasser eingeweicht wurde. Dazu fand ein Leinenfaden verwendung der vorher rot eingefärbt und mit Bienenwachs gewachst wurde. Nach dem abtrocknen hat das Leder mit flüssiger Lederfarbe eine rote Färbung bekommen. Die Scheidenöffnung wurde mit einem weiteren Stück Leder verkleidet und die oberen Kanten mit braun gefärbten Ziegenleder umsäumt. Auf den Detailbildern sieht man die Scheidenöffnung recht gut.
Das Ende der Schwertscheide ist natürlich einer verstärkten Belastung ausgesetzt und wird deshalb mit einem Beschlag, dem sogenannten Ortband geschützt. Das hier zu sehende Ortband habe ich selbst aus Schmiedebronze (Messing) kalt geschmiedet. Es handelt sich dabei um meinen zweiten Versuch. :-)

Zu allerletzt bekommt die Scheide natürlich noch einen Schwertgurt. Der Schwertgurt ist aus sämischgegerbten Hirschleder. Nachdem der der Gurt für einen deutschen Ritter weiß sein sollte wurde das Leder sonnengebleicht und hat nun einen wollweißen bis gelblich beigen Farbton. Der Gurt wurde im 13. Jahrhundert meistens aufwendig an die Scheide geflochten. Hier handelt es sich um einen Rekonstruktionsversuch nach dem Bild einer noch erhaltenen Schwertscheide aus dem Grab des Fernando de la Cerda in Spanien und Funden von Scheidenleder in Schleswig.

fertig!!! :-)



Wachsschreibtäfelchen

Papier war noch nicht erfunden, Pergament sehr teuer und so nutzen die Menschen im Mittelalter zum notieren Wachstäfelchen. In die Vertiefung eines Holzbrettes wurde Bienenwachs gefüllt das mit Ruß schwarz gefärbt wurde. Mit einen Schreibgriffel konnten Buchstaben ins Wachs geritzt werden. Mit der glatten Rückseite des Griffels konnte das Wachs wieder glattgestrichen und somit die Schrift gelöscht werden.

Hier zwei meiner ersten vier Täfelchen die ich gebaut habe. Das Holz noch unbehandelt, die Täfelchen noch nicht aneinander gebunden und der Griffel fehlt auch noch.
 
Auf diesem Bild sind die Täfelchen nun mit Leinölfirnis eingelassen. Das Holz bekommt dadurch eine schöne satte Farbe und die Maserung kommt besser zur Geltung. Das Holz ist dann auch gegen Feuchtigkeit und Verschmutzung geschützt. Auch auf dem Bild zu sehen der Schreibgriffel aus Bronze.
Der Schreibgriffel ist gekauft bei www.replik.de.
Die fertigen Schreibtäfelchen sind nun mit kleinen Bändchen aus Ziegenleder zusammengebunden. Dafür kann man Alternativ auch Metallringe verwenden.
Im geschlossenen Zustand kann der Schreibgriffel in die Lederbändchen geschoben werden und geht somit nicht verlohren.



Tonflasche

Nun zu diesem Gegenstand muß ich nicht viele Worte verliehren. Eine Feldfalsche aus Ton eben.

 
Die Tonflasche für die Zeit meine Darstellung üblich mit glasierter Oberfläche. Die Flasche soll als Stoßschutz noch eine Umhüllung aus Wolle und Leder bekommen. Ebenfalls einen dickeren und längeren Lederriemen zum Umhängen.
Gekauft im Mittelalter-Shop von www.toepfereimuseum.de.
Die Tonflasche Einsatzbereit. An den Ösen wurde ein stabiler genähter Trageriehmen aus Ziegenleder befestigt. Die Flasche hat einen geschnitzten Verschluss aus Birkenholz erhalten. Die geplante Umhüllung aus Wollstoff hat sich als nicht realisierbar und unnötig herraus gestellt.



Jagdhut

Der Herr trug zum Ausritt und zur Jagd gerne einen sogenannten Jagdhut. Die Form kennt man am ehesten von den einschlägigen Robin Hood Filmen. Ein Grund wieso grün als Farbe für mich generel ausscheidet. ;-) Am Hut steckte wohl meist eine Feder.

 
Mein Hut ist aus blau gefärbten Wollfilz und an ihm steckt eine Fasanenfeder.
Auftragsarbeit von www.toepfereimuseum.de.
Von mir hat er noch ein handgenähtes Innenfutter aus bordeauxfarbener Wolle erhalten. Dadurch sitzt der Hut auch deutlich besser auf dem Kopf.



Lederbeutel

Die Kleidung im Mittelalter hatte keine Taschen und so wurde am Gürtel ein Beutel aus Stoff oder Leder getragen um wichtige Dinge wie Geld, Schlüssen und ähnliches bei sich führen zu können. Folgender Lederbeutel ist eine Auftragsarbeit für einen Freund.

Ein Lederbeutel aus Ziegenleder mit angenähten Doppelbändchen zum zuziehen und ein extra angenähter Riehmen für die Gürtelbefestigung. Der obere Rand ist mit dünneren dunklerbraunen Ziegenleder umnäht. Rekostruktionsversuch nach Funden in Schleswig. Dieser Beutel hat extra noch ein Innenfutter aus grünem Leinen.



[zurück]
© Copyright Michael Morasch, letzte Änderung 16.03.2007