herstellung ...schuhe und trippen ...

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Im Jahr 2005 sollten nun entlich meine bisherigen Schnabelschuhe im fröhlichen Pseudomittelalter-Stil gegen authentisch wendegenähte Halbschuhe ersetzt werden. Natürlich habe ich auch dieses Projekt wieder selber angepackt. Im folgenden ein Fotobericht.

Nach längerem Studium von Berichten von Schuhfunden aus Schleswig und Konstanz habe ich mich bei meinen ersten selber genähten Schuhe für Halbschuhe entschieden die vorne am Span verschlossen werden. Unterstützt durch die Anleitung unter http://www.mittelalterschuhe.de und weiteres Studium der Fundberichte habe ich ein Schnittmuster erstellt.

Mit Hilfe des Schnittmusters habe ich aus einem sehr stabilen 5mm dicken Blankleder die Schuhsohlen und aus einer 2-3mm dicken Haut das Schuhoberleder geschnitten. Zusätzlich wird ein Lederstreifen zur Stabilisierung der Naht und ein Dreieck zur Stabilisierung des Fersenbereichs zugeschnitten. Abschließend wurden mit einer Ahle Nahtlöcher vorgestochen. Dabei wurde bei der Sohle das Leder nicht komplett durchstochen sondern das Loch tritt in einem 90° Winkel seitlich an der Schnittkannte wieder aus. Man näht also später um die Ecke.
Bereits bereitgelegt gewachstes kräftiges Leinengarn und zwei Sattlernadeln.
Nun habe ich beginnend bei der Schuhspitze erstmal den kurzen Teil des Oberleders an die Sohle genäht. Verwendung fand dabei der Sattlerstich. Man näht also mit zwei Nadeln gegeneinander. Das ergibt eine sehr stabile Naht.
Hier noch eine Detailansicht bei der man gut sieht wie der Lederstreifen zwischen Oberleder und Sohle genäht wird. Nachdem die Schuhe ja nach dem Zusammenhähen gewendet werden, muß beim Zusammennähen erstmal die raue "Fleischseite" nach außen zeigen.
Hier ist nun das Oberleder komplett an die Sohle genäht.
Auf diesen Bild erkennt man die erste richtige große Panne. Ich habe das Oberleder in der Fersenpartie tatsächlich zu kurz zugeschnitten. So mußte ich leider ein wenig anstückeln. Sehr sehr ärgerlich!
Die Naht nochmal von der Sohlenseite. Von der Sohle überstehendes Leder wurde zurückgeschnitte, das alle Kanten bündig sind.
Nach einigen Stunden Arbeit ist der linke Schuh auch zusammengenäht. Diesmal mit einem leicht verbesserten Schnitt für das Oberleder. Wie man sieht ist diesmal anstückeln nicht mehr nötig.
Anschliessen geht es daran den Schuh zu wenden. Sehr hilfreich dabei ist das Leder gut mit kalten Wasser zu durchfeuchten. Dadurch wie das Material sehr viel geschmeidiger. Hier der fertig gewendete Schuh zu sehen. Die Wasserabweisende glatte "Narbenseite" des Leders zeigt nun nach Aussen.
Den gewendeten Schuh nochmal von unten.
Und hier ist nun auch der linke gewendet. Die Überstände des eingenähten Lederstreifen wurden nun zurückgeschnitten.
Nun ist auch die Seitennaht auf Stoß vernäht. Auch hier wurde wieder nur halb durch das Leder gestochen und somit das Oberleder nicht verletzt. Hier sieht man auch wie die Fersenkappe an das Oberleder genäht wurde. Leider die zweite Panne. Nach dem wenden lies sich die Naht nicht mehr wie im Mittelalter gebräuchlich halb durchs Leder nähen und so mußte ich durchs Oberleder stecken. Auf dem Span wurden nun auch Schlitze geschnitten das man auch in den Schuh schlüpfen kann.
Beinahe fertig ... dachte ich.
Für die bessere Optik wurde der Schuh nun von mir mittelbraun eingefärbt. Anschließend habe ich damit begonnen einen gefalteten Lederstreifen als Kantenverstärkung aufzunähen. Auch hier wird das Leder mit einer Stoßnaht direkt auf die Kante gesetzt. Meiner Meinung nach der nervigste Teil der ganzen Schuhherstellung.
So die Kantenverstärkung ist nun auch aufgenäht, jetzt fehlen nur noch ein paar Feinarbeiten.
Der zweite Schuh hat nun auch noch seine Kantenverstärkung erhalten. Nun habe ich noch Schlitze in den Rand der Öffnung am Span geschnitten. So kann der Schuh mit einem Doppelriemchen verschlossen werden.
Die Schuhe sind nun fertig. Zuletzt kommen noch Einlegesohlen aus dicken Wollfilz in den Schuh. Das sorgt für warme Füße und besseren Tragekomfort.

Die Menschen im Mittelalter trugen unter den Lederschuhen wohl häufig noch Unterschuhe aus Holz, die Trippen. Dadurch wurden die nur mäsig wasserdichten Lederschuhe vor dem Schlamm der Straße geschützt. Außerdem hat sich die Ledersohle nicht ganz so schnell abgenützt.
Ich habe mir auch von den Trippen einige Originalfunde und Rekonstrunktionszeichnungen angesehen und das als Basis für meine Trippen genommen. Ansonsten werden die Trippen in ihrer Form vor allem meinen Schuhen angepaßt, das der logische Weg ist. Vom Bau meiner Trippen natürlich auch ein Fotobericht.

Grundmaterial für die Trippen sind zwei grob gesägte dicke Bretter aus Birkenholz. Die stammen von einer kleinen Birke die wir vor ein paar Jahren gefällt haben. Den kleinen Stamm habe ich mir gesichert.
Als ersten Schritt habe ich die geplante Form der Trippe auf das Holz gezeignet. Als Basis dafür diehnte das Schnittmuster des Sohlenleders der Schuhe. Danach wurde die Form grob in der zukünftigen Form zugesägt.
Im Anschluß wurde die Kontur grob mit Stemmeisen und Klüppel zugehauen und noch vorhandene Rindenreste abgeschlagen.
In stundenlager Arbeit habe ich dann mit diversen Bildhauereisen die Form der Trippen herrausgearbeitet, die Oberflächen etwas geglättet und die "Füße" der Trippen in der Länge angepaßt.
Nach feinerer Ausarbeitung der Form und Glättung der Oberfläche mit Hilfe von Bildhauereisen und anschliessedem Schleifen ist der Holzteil der Trippe fertig.
Um das Holz vor Feuchtigkeit zu schützen wurden hier die Trippen noch mit Leinölfirnis eingelassen. Dadurch dunkelt das Holz deutlich ab.
Das die Trippen auch am Fuß halten fehlt noch ein verstellbarer Lederriehmen.
Aus Papier habe ich erst einen Schnitt entworfen. Als ich mit der Form zufrieden war habe ich diese auf dickes Leder übertragen und entsprechend herrausgeschnitten.
Die beiden Teile der Lederlasche wurden an den Rändern mit Ziehrsteppereien aus blauem Leinezwirn verschönert und es wurden Löcher für den Verschluß gestochen.
Durch Ölen und Fetten dunkelt das Leder sehr schön ab. Auch ist es somit gegen Feuchigkeit und Schmutz geschützt und bleibt länger geschmeidig.
Die Lederteile wurden jetzt noch mit geschmiedeten Vierkantnägeln an die Trippen genagelt. Die Schlaufe wird nun dadurch verschlossen das Hufnägel durch die Löcher gesteckt werden.
Hier noch die Trippen inkl. der Schuhe.



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© Copyright Michael Morasch, letzte Änderung 20.03.2007