herstellung ...gewandungsbaustelle 2009 ...

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In 2008 habe ich nicht für ein Projekt Zeit gefunden und darum gab es auch keine Baustellen-Seite. Im Jahr 2009 wird das zum Glück wieder anders. Hier nun also meine Projekte in diesem Jahr. Für eine größere Ansicht die Bilder einfach anklicken.


Gürtel

Lange geplant und nun endlich umgesetzt, der neue Gürtel für meine Gewandung. Dieser Gürtel mit Beschlägen nach Originalen aus dem 13. Jahrhundert wird meinen bisherigen doch recht 'pseudomittelalterlichen' Riemen ersetzen. Der Gürtel wurde von mir zugeschnitten, punziert und gefärbt. Die von mir aufgenieteten Beschläge wurden von 'HR-Replikate' hergestellt und bestehen aus verzinnten Bronzeguss. Teilweise handelt es sich um Repliken von Originalfunden (Gürtelschnalle mit Beschlagblech, Riemenzunge) und teilweise um eigene Entwürfe die gefundenen Originalstücken nachempfunden wurden (Bortenstecker und Beutelhalter). Der Gürtel selber besteht aus einem kräftigen Lederriemen. Im Mittelalter wurde für solche aufwendigen Stücke wohl sehr häufiger auch bestickter Stoff oder Borten verwendet.

Zunächst ein Übersichtsbild das alle wesendlichen Teile des Gürtels zeigt. Unten der Anfang mit der Schnalle links und der Öse zum Anhängen von Almosenbeutel und Messer rechts. Darüber das Ende des Riemens mit dem Beschlag für die Riemenzunge. Gleichmäsig über den ganzen Gürtel sind knapp 40 längliche 'Bortenstecker' genannte Beschläge verteilt. Die Zwischenräume wurden punziert.
Hier noch eine Detailaufnahme. Die Verziehrungen der Beschlagbleche wurden nicht etwa gegossen sondern mit einem Stichel fein eingeschnitten. Der Riemen wurde gleichmäsig mit Lilien punziert, ein Motiv das auf mittelalterlichen Lederwaren häufiger auftaucht.



Dunkelblaue Cotta

Und noch ein Stück das wirklich lange geplant war, eine neue Kotte oder Cotta. Dabei handelt es sich um die eigentliche Oberbekleidung der hochmittelalterlichen Tracht. Darüber wurde dann unter Umständen ein Surcot ('über der Cotta') getragen. Das
Projekt Surcot konnte ich bereits 2006 abschliessen, mit Fertigstellung dieser Cotta kann ich nun aber endlich das letzte, nicht von Hand genähte Kleidungsstück meiner Gewandung ersetzen.
Die Cotta besteht aus dunkelblauen mittelschweren Wollstoff, gefüttert mit weißer Seide. Halsausschnitt, Ärmelabschlüsse und Reitschlitze sind mit weißer Seide bestickt. Natürlich komplett von Hand genäht und bestickt.

Hier die ganze Cotta, mit reichem Faltenwurf (... nicht mehr ganz so reicht wenn ich drin stecke! *g*).
Der Halsauschnitt im Detail. Auf Knöpfe wurde hier verzichtet, als Verschluss soll später ein Fürspan (eine Verschlussspange) dienen. Davon fehlt leider noch ein Bild.
Der Unterarmbereich vom Ärmel. Es war um 1300 Mode das Gewand weit, die Ärmel am Unterarm aber eng anliegend zu tragen. Das wurde mit dem noch relativ neu erfundenen bzw. in Mode gekommenden Kleidungsteil, dem Knopf erledigt. In diesem Fall sind es um genau zu sein 18 Knöpfe aus Zinngus je Ärmel.
Zuletzt noch ein Detailbild von den Stickereien an einem Ärmelabschluß. Darauf bin ich schon auch ein bischen Stolz, war es doch eine rechte Arbeit.






Laternen

Auch ein bereits begonnenes Projekt aus 2007 stand 2009 nun endlich zu Fertigstellung an, die Laternen. Der erste Teil ist ist auf der
Baustelle 2007 zu finden.

Als Grundmaterial für die Bespannung dient Schweine- oder Kalbsblase. Das Bild links zeigt eine aufgeblasene und getrocknete Kalbsblase. Die Bilder der frischen Blase ersprare ich den Besuchern dieser Seite. Sollte Interesse bestehen reiche ich diese aber gerne nach.
Zur Bespannung der Laternen habe ich mich bereits in 2007 für die ein wenig dünnere Schweineblase entschieden, diese hat eine eher längliche Form was der Laternenform entgegen kommt. Dieses Jahr ist nun ein wenig Verwirrung bei mir entstanden als der größere Posten getrockeneter Schweineblasen diesmal auch diese eher rundliche Form hatte, die ich karakteristisch für die Kalbsblase hielt. Ob ich nun doch Kalbsblasen zur Verarbeitung bekommen habe oder diese Schweineblasen einfach stärker aufgeblasen wurden bleibt wohl ungeklärt. In jedem Fall gilt mein Dank der Metzgerei Müller aus Immenstadt für die Unterstützung.
Die erste zum Teil bespannte Laterne. Ein paar Details zur Verarbeitung der Blase und der Bespannung folgen noch in Kürze.
Und so sehen sie nun aus die fertigen Laternen. Einmal mit, einmal ohne Kerze, man sieht ganz gut wie durchscheinend die dünne Membrane der Blase ist.
Und dann voller Spannung dann der erste Brenntest. Die Bespannung hält wie erwartet die Temperaturen problemlos aus (mit Kunststofffolie hätte ich das nicht versuchen wollen). Was dann allerdings etwas überrascht hat, die Firnis der oberen Scheibe wird so warm das sie beginnt Blasen zu werfen. Weniger überrascht hat das die Kerze übermäsig warm wird und Wachs ausläuft. Die Kerze muß wohl etwas kleiner dimensioniert sein.

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© Copyright Michael Morasch, letzte Änderung 06.07.2009